International Tag des Buchs (c) Midjourney prompted by Walther

EIN AUFRUF ZU TRANSPARENZ BEI KI-GENERIERTEN BÜCHERN

Aufruf zum International Tag des Buches

Maschinell hergestellte Produkte, die kreative Werke mithilfe generativer
KI simulieren, sollten nicht unter das Urheberrecht fallen oder generell
als Kulturgut gelten.
Der Europäische Schriftstellerrat (EWC), der Europäische Rat der
Literaturübersetzer (CEATL) und die Föderation Europäischer Verleger (FEP)
fordern die Mitgliedstaaten und die Europäische Kommission auf,
VON MENSCHEN GESCHAFFENE BÜCHER ZU SCHÜTZEN – KI-GENERIERTE PRODUKTE ZU
KENNZEICHNEN UND DIE VERWENDUNG ÖFFENTLICHER KULTURFÖRDERUNGEN AUF VON
MENSCHEN GESCHAFFENE WERKE ZU BESCHRÄNKEN.
Brüssel, 23. April 2025
„Kunst geschieht“, sagte einst der Maler James McNeill Whistler. Kunst
geschieht menschlichen Künstlern, sagen wir. Angesichts der schockierenden
Verbreitung von durch Künstliche Intelligenz (KI) erzeugten Werken, die
menschliche Kunst zu imitieren versuchen – insbesondere Romane, Gedichte,
Fotos oder Illustrationen, die oft falschen menschlichen Schöpfern
zugeschrieben werden –, möchten die Unterzeichner ihren entschiedenen
Einspruch gegen die Einstufung dieser fragwürdigen Produkte als Kunstwerke
zum Ausdruck bringen. Kunstwerke werden ausschließlich von Menschen
geschaffen. Daher kann keines dieser Produkte als kreatives Werk angesehen
werden. Es sollte auch betont werden, dass nicht von Menschen geschaffene
Produkte nicht von spezifischen Autorenrechten und Urheberrechtsgesetzen
profitieren können, was entscheidend ist für die Bewertung von Kunstwerken.
KI-generierte „Bücher“ sind Fälschungen und oft sogar schädliche Produkte,
die die legitimen Einnahmequellen von Schriftstellern,
Literaturübersetzern, Verlagen und Buchhändlern zunichtemachen. Die gesamte
Wertschöpfungskette des Buchwesens besteht darin, Lesern ein möglichst
breites Angebot an authentischen literarischen Werken zu bieten.
In letzter Zeit erleben wir jedoch einen scheinbar unkontrollierbaren
Zustrom vollständig KI-generierter Bücher, die nicht nur Autoren, anderen
Rechteinhabern und dem Buch-Ökosystem, sondern der Gesellschaft als Ganzes
schaden, da sie eine der edelsten Aktivitäten der menschlichen Kultur – das
Geschichtenerzählen und das kreative Schreiben – in Frage stellen. Die
Buchbranche fordert daher die Unterstützung der politischen
Entscheidungsträger bei der Entwicklung eines robusten Systems und
Rechtsrahmens für ein Höchstmaß an Transparenz im Umgang mit KI-generierten
Produkten. Darüber hinaus ist es dringend erforderlich, die Verbraucher
über das Thema zu informieren. Um menschliche Schöpfer, Schriftsteller,
Literaturübersetzer und Künstler zu schützen und zu unterstützen, sollten
Bücher als „Erbe und Kerngut der Menschheit“ anerkannt werden, und
Kreativität sollte als Prozess anerkannt werden, der Menschen hilft, ihre
eigene Art des Seins und Werdens auszudrücken und zu überdenken.
Die Unterzeichner vertreten nachdrücklich die Ansicht, dass nur von
Menschen geschaffene Werke von der Sonderstellung u.a. bei
Urheberrechtsschutz, Kulturförderung oder bei Literaturpreisen profitieren
sollten, die literarische Werke beim Inverkehrbringen genießen. Darüber
hinaus bedauern wir gemeinsam, dass Produkte, die von generativen KIModellen
erstellt wurden, durch einen massiven Diebstahl urheberrechtlich
geschützter Werke entstanden sind, die ohne Erlaubnis, Zuschreibung oder
Vergütung der Autoren und anderer Rechteinhaber entnommen wurden. Ihre
Existenz auf dem Markt kannibalisiert die legitimen Einnahmequellen von
Millionen von Schriftstellern, Literaturübersetzern, Verlegern und
Buchhändlern in einem beispiellosen Ausmaß, das bereits das gesamte
europäische kulturelle Ökosystem gefährdet.
Die Unterzeichner fordern eine wirksame Transparenzpflicht für KIgenerierte
Produkte, die diese klar von menschlichen Werken unterscheidet.
Neben den gesellschaftlichen Vorteilen einer strengen Transparenzpflicht
für diese Produkte würde eine solche Maßnahme auch Lesern und Verbrauchern
Vorteile in Bezug auf Fairness und Auswahl bringen. Es sollten
größtmögliche Vorkehrungen getroffen werden, um zu verhindern, dass
öffentliche Mittel, die der Kultur gewidmet sind oder von der öffentlichen
Verwaltungen an Kultureinrichtungen vergeben werden, an Softwarebesitzer,
Programmierer, Entwickler oder Produzenten von KI-erstellten Büchern
fließen. Besonders darauf zu achten ist, dass öffentlich finanzierte
Bibliotheken solche Produkte nicht kaufen.
Vor diesem Hintergrund fordern wir:

  • Entwicklung eines robusten Transparenzmechanismus für KI-generierte
    Produkte, die Büchern ähneln und daher für die Öffentlichkeit
    verwirrend sind. Dieser Mechanismus basiert auf klar definierten
    Verantwortlichkeiten und dient dem besseren Schutz von Verbrauchern,
    Lesern, Autoren und anderen Rechteinhabern.
  • Ergreifen besonderer Maßnahmen, um zu verhindern, dass öffentliche
    EU-Mittel aus Kulturprogrammen (wie Creative Europe) Programmierern
    oder Unternehmen der öffentlichen Informationsgesellschaft
    zugutekommen, wenn es um KI-generierte, buchähnliche Produkte geht.
    Dies umfasst unter anderem Studienstipendien, Residenz- oder
    Reiseprogramme, Stipendien für Autoren, Übersetzer, Verlage und alle
    öffentlich finanzierten Kulturpreise und -auszeichnungen (wir
    empfehlen, dies in den Regeln der Auszeichnungen festzulegen).
  • Einführung von Advocacy-Initiativen und Schulungsprogrammen auf EUEbene,
    um Verbraucher und Leser besser dafür zu sensibilisieren, was
    ein kulturelles Werk und was ein betrügerisches Produkt oder eine
    nicht-menschliche Zusammenstellung ist.

Die Europäische Union muss mit gutem Beispiel vorangehen und zeigen, wie
die menschliche Kultur geschützt und wertgeschätzt werden sollte. Sie muss
die grundlegende Rolle von Büchern beim Schutz der Demokratie, der
Förderung von Empathie und Meinungsfreiheit sowie bei der Entwicklung
kritischer Denkweisen und der Bereitstellung einer hochwertigen Quelle der
Unterhaltung und Bildung würdigen.
Die Unterzeichner:
Der EWC (European Writers’ Council) ist der weltweit größte Verband, der
ausschließlich Autoren aus der Buchbranche vertritt. Ihm gehören 50
nationale Verbände von professionellen Schriftstellern und
Literaturübersetzern aus 32 Ländern an. Zu den EWC-Mitgliedern zählen über
220.000 professionelle Autoren, die in 35 Sprachen schreiben und
veröffentlichen.
CEATL (European Council of Literary Translators’ Associations) ist eine
internationale gemeinnützige Organisation, die 1993 als Plattform für den
Meinungs- und Informationsaustausch zwischen Literaturübersetzerverbänden
aus verschiedenen europäischen Ländern und die gemeinsame Arbeit zur
Verbesserung des Status und der Arbeitsbedingungen von Übersetzern
gegründet wurde. Heute ist er die größte Organisation von
Literaturübersetzern in Europa mit 36 Mitgliedsverbänden aus 28 Ländern,
die rund 10.000 einzelne Literaturübersetzer vertreten.
FEP (Federation of European Publishers) vertritt 31 nationale Verbände von
Verlegern von Büchern, Fachzeitschriften und Lehrmaterialien aller Art in
Europa. FEP ist die Stimme der großen Mehrheit der Verlage in der EU

Diesem Aufruf schließe ich mich an.

Metzingen, den 23.04.2025

Walther Stonet.

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