Akte Vakzin von Walther Stonet (Ein Graf Brühlsdorf Krimi)
Rezension der Buchbloggerin Manuela Hahn

Mit „Akte Vakzin“ hat mich Walther Stonet erneut voll überzeugt. Die Handlung spielt in einer Phase des langsamen Abklingens der Corona-Pandemie und verleiht der Geschichte dadurch nicht nur Aktualität, sondern auch eine beeindruckende gesellschaftliche Tiefe. Besonders spannend ist der Einstieg: Der Mord an Jacko Malchow, dem IT-Leiter eines innovativen Biotech-Start-ups in Tübingen, zieht eine internationale Ermittlung nach sich. Im Mittelpunkt steht ein komplexer Datendiebstahl um ein neu entwickeltes mRNA-Vakzin, der neben technologischen Aspekten auch politische und
wirtschaftliche Machtspiele aufzeigt.
Während TJ, der ehemalige Kriminalhauptkommissar Tankred-Jürg Graf Brühlsdorf, sich in der Reha befindet, um sich von seinen Verletzungen weiter zu erholen, plant er, endlich seinen Doktor zu machen. Im Anschluss daran möchte er sich mit einer eigenen Praxis für psychiatrische Forensik und PTBs (posttraumatische Belastungsstörung) – Beratung in Tübingen selbstständig machen. In der Zwischenzeit übernimmt sein Technikexperte Frederico Schmidt die Ermittlungen, die sich weit über Tübingen hinaus erstrecken, bis in die USA, und sich sowohl im digitalen als auch im realen Raum abspielen. Dabei sorgen zahlreiche Wendungen und internationale Verstrickungen für durchgehend hohe Spannung.
Besonders beeindruckt hat mich, dass „Akte Vakzin“ weit mehr als eine reine Täterfrage behandelt. Stonet zeichnet ein differenziertes Bild von gesellschaftlicher Unsicherheit, wirtschaftlichen Interessen und ethischen Fragestellungen im Umgang mit medizinischen Innovationen. So entsteht ein spannungsreicher Konflikt zwischen der Suche nach Wahrheit und den Versuchen mächtiger Akteure, den Status quo zu sichern.
Die Figuren wirken auf mich sehr glaubwürdig und entwickeln sich im Verlauf der Handlung weiter. Die Ermittlungen zeichnen sich durch sorgfältige, authentische Details aus. Vor allem die Einbettung relevanter gesellschaftlicher Themen – insbesondere in Bezug auf die Pandemie-Nachsorge – hat mir außerordentlich gut gefallen. Diese Dimension macht den Krimi für mich zu etwas Besonderem, das weit über reine Unterhaltung hinausgeht. Besonders Henriette Walcher, seine Hausdame und die gute Seele des Haushalts, mochte ich sehr. Henriette kann nur den Kopf schütteln über das Gefühlschaos, in dem ihr Chef gerade steckt, kann er sich doch zwischen zwei Frauen, Jana und Rieke, nicht entscheiden. Die Lösung für T.J.s Beziehungsprobleme wird sich noch als schwierig erweisen.😀
Mein Fazit: „Akte Vakzin“ ist ein facettenreicher, temporeicher Kriminalroman mit einem klugen gesellschaftlichen Bezug, einem spannenden, internationalen Plot und einer Ermittlerfigur, die mir immer sympathischer wird. Für alle, die anspruchsvolle Spannungsliteratur mit aktuellem Bezug schätzen, eine klare Leseempfehlung. Und ich freue mich schon auf den nächsten Band:
Nichts ist, wie es scheint
Die Daten zu „Akte Vakzin“:
- Herausgeber : Oertel + Spörer
- Erscheinungstermin : 7. August 2023
- Sprache : Deutsch
- Seitenzahl der Print-Ausgabe : 406 Seiten
- ISBN-10 : 3965551531
- ISBN-13 : 978-3965551534